21
Aug.

Die Wirksamkeit chirurgischer und interventioneller Verschlussverfahren des linken Vorhofohres

Wir möchten unseren BBGK-Mitgliedern nachfolgend unseren diesjährigen Preisträger des BBGK-Publikationspreises vorstellen.

Von unserem Vorstand wurde am 17.08.2017 Herr Dr. med. Ibrahim Etem Caliskan als Preisträger ausgewählt. Herr Caliskan wurde 1978 in Berlin geboren, legte 1998 am Heinrich-von-Kleist-Gymnasium in Berlin sein Abitur ab und studierte bis 2004 in Berlin Medizin, wo er auch Vollstipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung war. Während des Studiums leistete er seine Famulaturen z. B. auch in Izmir und in Beverly Hills ab. Die AiP-Zeit verbrachte er in New York, Houston und Bern. Ab 2005 leistete Herr Dr. Caliskan seine herzchirurgische Assistentenzeit am Universitätsspital in Zürich, dem Herzzentrum Lahr und dem Deutschen Herzzentrum Berlin ab. Heute ist er als Assistenzarzt an der Klinik für Kardiovaskuläre Chirurgie der Charité am Campus Mitte der Charité Berlin tätig.

Die jetzt von uns preisgekrönte Übersichtsarbeit mit eigenen Daten „Current evidence of interventional and surgical occlusion of the left atrial appendage“ wurde im August 2017 in der Zeitschrift Nature Reviews Cardiology mit einem Impact Faktor von 14,299 publiziert und steht hier auch als PDF-Download zur Verfügung.

 

 

Evidenz chirurgischer und interventioneller Verschlussverfahren des linken Vorhofohres

Dr. med. Ibrahim Etem Caliskan

Klinik für kardiovaskuläre Chirurgie, Charité – Universitätsmedizin Berlin

 

Einleitung: Die stetig steigende stationäre Morbidität von Vorhofflimmern in der alternden Bevölkerung und die hiermit verbundene erhebliche Morbidität und Mortalität durch thrombembolischen Schlaganfall führte zu intensiver Forschung von Schlaganfallprophylaxe- bzw. Risikoreduktionsstrategien. Mehrere neuere chirurgische sowie interventionelle Techniken haben sich in den letzten Jahren durchgesetzt.

Methodik: Durch eine Literaturrecherche in der PubMed-Datenbank (mit dem Schlüsselwort „left atrial appendage“) wurden relevante Originalarbeiten in Englisch sowie Zusammenfassungen von Kongressvorträgen identifiziert und mit eigenen Daten verglichen.

Ergebnisse und Diskussion: Der chirurgische Verschluss des linken Vorhofohres wurde historisch als Schlaganfallprophylaxe begleitend zum herzchirurgischen Eingriff (n=1955) bei Patienten mit bekanntem Vorhofflimmern (n=1661) oder prophylaktisch durchgeführt. Neuerlich wird der chirurgische Vorhofohrverschluß als alleinstehender Eingriff (n=97) im Rahmen von minimal-invasiver Rhythmuschirurgie durchgeführt. Sicherheit und Durchführbarkeitsdaten leiten sich hauptsächlich von nicht-randomisierten Fallserien, Beobachtungs- und Kohortenstudien oder Registern ab mit zumeist nicht konklusiven und widersprüchlichen Ergebnissen. Die Verfügbarkeit neuerer Vorrichtungen (z.B. AtriClip Verschlusssystem) führte in letzter Zeit zu verbesserten chirurgischen Ergebnissen mit signifikanter Reduktion der Schlaganfallrate bei Patienten mit chirurgisch verschlossenem Vorhofohr. Eine große Serie unserer Klinik mit 291 konsekutiven Patienten konnte eine relative Reduktion des angenommenen Schlaganfallrisikos um 87,5 % aufzeigen. Das Vorhandensein thrombotischen Materials im Vorhofohr zeigte sich intraoperativ lediglich in 4 Fällen. Die Evidenz einiger interventioneller Verschlussverfahren (Watchman, Amplatzer, Lariat) ist durch Daten aus randomisierten klinischen Studien bzw. großangelegten Registerstudien gut belegt. Die Inzidenz periprozeduraler Komplikationen, das Vorhandensein vorrichtungsassoziierter Thromben (38 Fälle/759 Patienten) sowie Leckagen zum Vorhofohr mit aktuell noch unklarem klinischen Stellenwert bedingen einen noch zurückhaltenden Einsatz dieser neuen Verfahren.

Schlußfolgerungen: Die Entwicklungen auf dem Gebiet der chirurgischen und interventionellen Vorhofohrtherapie sind vielversprechend. Jedoch müssen einige Kontroversen im Zusammenhang mit dem Einsatz der neuen Techniken weiter untersucht und geklärt werden. Des Weiteren bedarf es bei der Komplexität der Therapien – insbesondere auch im Zusammenhang mit weiterführender Rhythmustherapie – eines ganzheitlichen Ansatzes im Sinne eines Heart-Teams mit Kollaboration von Herzchirurgen, interventionellen Kardiologen und ggf. Elektrophysiologen, um die bestmögliche Therapie für betroffene Patienten anzubieten.

Zusammenfassung: Neuere chirurgische und interventionelle Vorhofohrverschlussverfahren zur Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern stellen eine ernstzunehmende Alternative zur bisherigen medikamentösen Therapie mit Antikoagulanzien dar, insbesondere bei Patienten mit Kontraindikationen für eine Antikoagulation.

Leave a Reply